Vorbemerkung - kalmenhof-gedenken

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Die Opfer



Vorbemerkung

In der Liste der in Idstein ermordeten Menschen werden alle Personen aufgeführt, die ab dem Zeitpunkt der Machtübertragung 1933 auf dem Kalmenhof starben. Quelle für die Erstellung der Opferlisten sind die öffentlich zugänglichen Unterlagen aus unterschiedlichen Archiven (u. a. Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Staatsarchiv Marburg, Bundesarchiv Berlin).

Anhand der vorliegenden Quellen können die tatsächlichen Todesursachen nicht immer zweifelsfrei benannt werden.

Bereits ab 1935 wurden Heimbewohnerinnen und Heimbewohner auf Grundlage des rassenhygienisch begründeten "Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" zwangssterilisiert.
Wahrscheinlich kam es hierbei auch zu Todesfällen infolge der nachlässig durchgeführten Eingriffe.

Nachdem im Jahr 1937 Fritz Bernotat, Dezernent für das Anstaltswesen im Bezirksverband Nassau, den Vorsitz des mittlerweile nationalsozialistisch ausgerichteten Trägervereins des Kalmenhofes übernommen hatte, wurde die Versorgung der Heimbewohnerinnen und Heimbewohner drastisch eingeschränkt. Spätestens ab diesem Zeitpunkt starben Menschen infolge von Unterversorgung ("Hungersterben") oder aufgrund massiver Gewalteinwirkung.

Ab Oktober 1939 kann aufgrund eines signifikante Anstiegs der Todesfälle vom Beginn der Phase der sog. "Euthanasie" auf dem Kalmenhof ausgegangen werden.


Nach bisherigem Kenntnisstand kamen während der NS-Zeit in Idstein mutmaßlich rund 750 Menschen gewaltsam zu Tode. Darüber hinaus sind bislang etwa 470 Menschen namentlich bekannt, die vom Kalmenhof in andere Tötungseinrichtungen deportiert wurden.

Aufgrund der oft vorsätzlich falschen Angaben seitens der Mörder können in der Darstellung Ungenauigkeiten nicht ausgeschlossen werden. Auch fehlen bei vielen Opfern biographische Angaben.

Das Schicksal der jüdischen Heimbewohnerinnen und Heimbewohner des Kalmenhofes ist noch nicht hinreichend erforscht. Personen jüdischer Konfession wurden spätestens ab 1938 zunächst in der ehemaligen Landesheilanstalt Weilmünster ghettoisiert und von dort aus in Tötungsanstalten verbracht und ermordet. Weitere Personen wurden im September 1940 über Gießen in die Tötungsanstalt Brandenburg deportiert und dort umgebracht. Sie gelten somit als frühe Opfer des Holocaust.
In der Forschungsliteratur noch nicht berücksichtigt ist die Deportation der letzten im Kalmenhof verbliebenen jüdischen Heimbewohnerinnen und Heimbewohner am 7. Februar 1941 in die Tötungsanstalt Hadamar.

Bis Januar 1942 wurden die Toten auf dem Städtischen Friedhof begraben. Nach der Enteignung der Idsteiner jüdischen Gemeinde erwarb der Kalmenhof-Trägerverein den jüdischen Friedhof an der Escher Straße. Zwischen Januar und Oktober 1942 wurden dort die Opfer verscharrt.
Auch um die Massentötungen auf dem Kalmenhof vor der Öffentlichkeit besser verbergen zu können, wurde auf dem anstaltseigenen Gelände hinter dem Krankenhaus ein Bereich als Friedhof genutzt. Auf diesem wurden ab Oktober 1942 die Mordopfer verscharrt.

Ab Oktober 1939 wurden etwa 300 Menschen auf dem Städtischen Friedhof begraben. Auf dem jüdischen Friedhof wurden rund 40 und auf dem Anstaltsgelände rund 360 Opfer verscharrt.

Es war die Intention der Täterinnen und Täter, die namenlosen Gräber dem Vergessen anheim zu geben.

Indem die vollständigen Namen der Opfer erstmalig einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, möchte
kalmenhof-gedenken dazu beitragen, die Würde der Ermordeten wieder herzustellen.

Die Namen derjenigen Personen, für die bereits ein Stolperstein verlegt wurde, und über deren Biographie etwas herausgefunden werden konnte, sind markiert und verlinkt.

 
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